Freitag, 7. September 2012

Odyssey



Arztbesuche, Termine, die mir generell Stress bereiten, immer und immer wieder. Diagnosen ohne Ende. Es begann mit einer rheumatischen Gelenkentzündung, wurde zur Nervenwurzelentzündung, Fibromyalgie, natürlich dürfen Depressionen nicht fehlen, Autoimmunerkrankung, Schilddrüsenunterfunktion, Stoffwechselerkrankung, Kreislaufstörung, Schmerzstörung, Lendenwirbelsyndrom, Halswirbelsyndrom, Migräne, Tinnitus... Das sind nur die, die mir ohne nachzusehen einfallen. Alles Diagnosen verschiedener Ärzte und Kliniken.
Seit 1 1/2 Jahren habe ich fast wöchentlich mehrere Termine, zu Untersuchungen oder Therapien. Und alle wollen was mitverdienen! Der Gedanke drängt sich mir auf. Röntgenaufnahmen, die ich nie zu Gesicht bekomme, CT von Brust- und Bauchraum, angeblich ohne Befund! Dabei musste ich 3 Monate später zur Gallen-OP. Ein Oberarzt nannte mich sogar einen Hypochonder. Ich musste erst Mal googlen, um zu erfahren, was das ist. Nämlich ein eingebildeter Kranker. HÄ? Jahrelange Schmerzen kann man vielleicht auf einem Röntgenbild nicht sehen, aber ich habe sie, und ich bin es leid, mich ständig dafür entschuldigen zu müssen, dass ich dies und jenes einfach nicht tun kann.

Außerdem gibt es schon Befunde, denen man eigentlich mal nachgehen müsste. Z. B. ständig erhöhte Entzündungswerte im Blut. Warum schwankt mein Blutdruck von 110/55 zu 180/110? Innerhalb von Stunden ohne erkennbare Ursache. Warum helfen Schmerztabletten besser als der verordnete Sport und Gymnastik? Warum schlagen die Antidepressiva, die eigentlich gegen meine Antriebslosigkeit (ich nenne es Müdigkeit und Erschöpfung) helfen sollen, überhaupt nicht an? 

Ich schreibe hier drauf los, dabei weiß noch Niemand, worum es eigentlich geht. Also weshalb ich all diese Fragen stelle und offensichtlich so unzufrieden mit meiner Situation bin. Die Kurzfassung meiner Odyssee ist, ich habe seit Jahren Gelenk- und Muskelschmerzen, die sich langsam eingeschlichen bis heute zum trivialen Befinden entwickelt haben, permanent und zeitweise unerträglich scheinen. Man erträgt sie eben, nimmt Tabletten ein und legt sich nieder. 

Es hat lange gedauert, bis ich mich dazu durchgerungen habe, zum Arzt zu gehen. Mit einem Zettel bewaffnet, wo ich alle meine Beschwerden aufgeschrieben hatte, ging ich also in die Sprechstunde. Der Doktor muss mich wohl für bekloppt gehalten haben, wer geht schon mit nem Merkzettel zum Arzt?. Aber das war mir zu der Zeit egal, ich wusste, dass ich sowieso die Hälfte vergessen hätte zu erzählen. Oder soll ich sagen, zu lamentieren? So kam ich mir jedenfalls vor. 

Weinerlich saß ich auf dem Stuhl und schniefte und hoffte, dass mich jetzt endlich jemand aus meinem Elend befreien würde. Doch es sollte anders kommen. Ich wurde erst einmal zu sämtlichen Fachärzten die es gibt (fast jedenfalls, ein paar gibt es noch, wo ich noch nicht war), überwiesen. Also hieß es Termine machen. Horror pur für mich, war ich doch schon am Ende meiner Kräfte, dachte ich. Frauenarzt, Innere, Psychiater, Psychotherapeut, Orthopäde, Rheumatologe, Neurologe, Radiologe, HNO, … Es schien kein Ende zu nehmen. 

Nach einem halben Jahr hatte ich 15 kg abgenommen und Leberwerte wie ein Alkoholiker (wegen der Medikamente). Es folgte eine kleine OP, die nicht direkt etwas mit meinem derzeitigen Krankheitsbild zu tun hatte, aber notwendig war. Sie verlief entgegen aller meiner Befürchtungen ohne jegliche Komplikationen. Auch ohne Panik, die ich ohne Zweifel davor hatte, weil man mich vorsorglich mit Drogen vollgepumpt hatte. War aber cool, hab nix von allem mitbekommen. 

Danach Kur. Acht lange Wochen. War ich vor der Kur noch happy wegen der überstandenen OP, ging ich wieder Nachhause wie ein Häufchen Elend. Wieder am Zunehmen, Schmerzen in allen Gliedern und Power = 0. Eher fix und alle ging es wieder weiter, von Arzt zu Arzt, von Therapie zu Therapie. Inzwischen hatte ich zwar ein paar Anhaltspunkte, woran ich denn nun erkrankt war, aber eben nur Anhaltspunkte. Und die Gewissheit, dass ich wohl damit zu leben hätte. Ich müsste wohl nur lernen, damit zu leben. Klasse, genau das hatte ich gebraucht!

Fortsetzung folgt…

1 Kommentar:

  1. Das liest sich wie mein Tagebuch.

    Ich weiß, dass es die Sache nicht besser macht, aber: Du bist nicht allein, wir sind viele.

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